Pflanze des Monats Mai 2020: Abbiss-Pippau

26. Mai 2020
Eines der letzten Exemplare des Abbiss-Pippaus, photographiert 2002 am Michaelsberg.

Die gelben Korbblütler sind eine artenreiche Gruppe mit einigen sehr häufigen Arten. In der oft schwer bestimmbaren Gruppe gibt es aber auch ein paar echte Raritäten. Unter ihnen ist eine Art, die seit kurzem in der Bruchsaler Region ausgestorben ist.

Der Abbiss-Pippau (Crepis praemorsa) ist eine konkurrenzschwache Art, die nur auf lückigen Magerrasen wächst, oft zusammen mit Orchideen. Daher ist kein Wunder, dass die Art in der ganzen Region selten wurde und nur noch auf ganz wenigen Flächen vorkommt.

Am Michaelsberg waren die Bestände schon immer klein und auf wenige Dutzend Exemplare beschränkt. Trotz der Pflegemaßnahmen in den 1980er Jahren nahm die Population immer weiter ab; 2015 wurde das letzte Exemplar blühend beobachtet. Die Population war einfach zu klein geworden, um sich selber erhalten zu können. Außerdem scheinen die Störstellen zu selten zu sein, um der Art das Keimen zu ermöglichen. Die AGNUS versuchte zwar Erhaltungsmaßnahmen, aber im Gegensatz zu anderen Arten hat es nicht geholfen. Seit 2018 ist schließlich die Art nicht mehr gesehen worden und reiht sich in die "seit Neuestem" ausgestorbenen Arten ein. Die Frühjahrstrockenheit der letzten Jahren hat wohl zum endgültigen Verschwinden geführt. Wir wollen ihr trotzdem ein Andenken bewahren! Kleine Bestände gibt es wohl noch bei Weingarten, etwas häufiger ist sie noch am Essigberg im Enzkreis.

Nachzucht und "Wiederaussäen" machen im Fall des Abbiss-Pippaus wohl wenig Sinn.

Der Abbiss-Pippau ist recht schwer zu bestimmen, aber im Lebensraum "Magerrasen" kommen nochmalerweise keine direkten Verwandten vor. Außerdem ist der vergleichsweise zierliche Wuchs und die hellgelbe Blütenfarbe ein guter Hinweis für die Identifikation.

(MH)