Jährliche Mahd am Michaelsberg neu organisiert

30. Oktober 2020

Die von der AGNUS gepachteten Magerrasen am Michaelsberg sind zweifellos die wertvollste Naturschutzfläche auf Bruchsaler Gemarkung. Entsprechend wichtig ist gute und regelmäßige Pflege, die erheblichen Einsatz der Mitglieder fordert.

 

Bereits seit den 1980er Jahren pflegt die AGNUS die Magerrasen am Michaelsberg unterhalb der Kapelle auf mehreren Hektar Fläche, und seit Ende der 1980er Jahre haben wir diese auch gepachtet. Jedes Jahr wird die Fläche durch Rodungen ein Stückchen erweitert, meist durch Unterstützung der staatlichen Naturschutzbehörden oder der Stadt Bruchsal, aber auch durch Ausgleichsmaßnahmen des Golfclubs Bruchsal.

Die orchideenreiche Fläche von mehreren Hektar muss im Winter vollständig gemäht werden und das Mähgut abgeräumt werden, damit die Nährstoffe möglichst aus der Fläche entfernt werden. Die Stadt Bruchsal holt das Mähgut dann ab. Am benachbarten "Kaiserberg" wird die Pflege durch die Naturschutzbehörden durchgeführt; dort sorgt die AGNUS nur für die Absperrungen. Für die Pflege erhalten wir staatliche Zuschüsse aus dem Landespflegeprogramm. Daher wird die Vereinskasse etwas aufgefüllt, und wir können den helfenden Schulklassen auch zum Ausgleich ein herzhaftes Vesper bereitstellen. Die Belohnung sind dann im nächsten Jahr wunderbar blühende, artenreiche Magerrasen.

Die anstrengende Mahd auf den steilen Flächen kann nur durch vereinseigenes Gerät (Balkenmäher, Freischneider) sichergestellt werden. Trotzdem fordert die Mahd jedes Jahr großen Einsatz von den Vereinsmitgliedern. In "normalen" Jahren helfen uns Schulklassen des JKG oder des Gewerblichen Bildungszentrums beim Zusammenrechen des Mahdguts.

Dieses Jahr mussten wir die Mahd alleine durchführen, was durch viele zusätzliche Stunden von AGNUS-Helfern und -Mitgliedern sichergestellt werden konnte.

Seit den 1980er Jahren sehen wir jedes Jahr eine Zunahme von vielen seltenen Arten. Die Magerrasen regenerieren sich auch auf Flächen, auf denen früher Hecken stockten. Trotz allem bleiben zahlreiche Herausforderungen zu lösen:

  • Egal, wie man die Pflege durchführt, es werden immer verschiedene Arten negativ beeinträchtigt, da deren Anforderungen an die Pflege teilweise miteinander im Gegensatz stehen. Die Flächen sind zu klein, um alle Ansprüche auf jeweils gesonderten Flächen befriedigen zu können.
  • Zum Beispiel vertragen Fransen- und Deutscher Enzian, Gelber Zahntrost und Goldaster eigentlich keine Herbstmahd, denn sie blühen im Herbst. Für diese Arten wäre eine Beweidung mit dem Schaffen von offenen Trittstellen zum Keimen sinnvoller. Als Ersatz denken wir über das "Grubbern" von ausgewählten Flächen nach. Dadurch wird der Filz aufgerissen und der Boden aufgelockert. Die Samen in der Diasporenbank können keimen.
  • Auch Kühchenschelle, Große Anemone und Karthäusernelke wollen eigentlich offene Stellen zum Keimen und vertragen das starke Verfilzen durch die alleinige Herbstmahd nicht.
  • Eine Sommermahd drängt die Hirschwurz zurück und verringert die Nährstoffe, aber gleichzeitig verlieren zahlreiche Insekten ihre dringend benötigten Sommer-Nektarquellen durch ebendiese Hirschwurz und die Skabiosenflockenblume.

Wir wollen daher in den kommenden Jahren eher wieder zur ausschließlichen Wintermahd zurückkehren, aber durch "Grubbern" von Teilflächen im Frühjahr die Struktur verbessern und Keimmöglichkeiten für seltene Arten schaffen.

Die Absperrung der Flächen mit "Flatterbändern" gegen das Betreten durch "Naturfreunde" und unwissende Passanten hat sich bewährt und soll auch in den nächsten Jahren wieder durchgeführt werden.

Der Verein will so lange wie möglich die Pflege selber durchführen und nicht vergeben. 2021 besteht hoffentlich wieder die Möglichkeit, Schulklassen bei der Mahd im Herbst "einzuspannen". In dem steilen Gelände geht nur aufwendige Pflege per Hand und mit kleinen Mähern.

Ganz dringend suchen wir aber immer Helfer und Unterstützer für die Pflegearbeiten! Dieses Jahr konnten wir seit langem wieder "neue" Mitstreiter gewinnen und hoffen für die Zukunft auf mehr.

 

(1.11.2020 MHa)