Gewässer

Der Bruchsaler Raum war früher relativ arm an ste­henden Gewässern und besaß keinen See. Das hat sich durch die Anlage zahlreicher Baggerseen in der Oberrheinebene deutlich gewandelt. Andererseits ver­schmutzten aber die natürlichen Ge­wässer, wur­den gefasst oder vollständig umgebaut. Die Bag­ger­seen konnten daher die Verluste nicht ausgleichen. Die Wasserflora des Gebiets ist heute meist außer­ordentlich beeinträchtigt (s.u.). Die Eutrophierung und Belastung der Fließgewässer hat sich durch den Bau zahlreicher Kläranlagen zwar etwas verbessert. Die Gesamt-Wasserführung der Bäche ist aber im­mer noch zu gering, um die Schadstoffe ver­kraften zu können.

Die relativ artenreichste Wasserflora und -fauna fand sich früher in den zahlreichen, aus dem Kraichgau kommen­den Bä­chen. Dazu gab es am Grabenrand der Ober­rheinebene zahlreiche Quellen und daraus entspringende Klein- und Kleinstbäche. In der sogenannten "Kinzig-Murg-Rinne" waren die Gewässer stark verlandet, und an vielen Stellen bil­deten sich quartäre Niedermoore.

Gelegentlich finden sich auch an Baggerseerändern noch Wasserpflanzen (besonders am artenreichen Bü­chenauer Baggersee), die aber durch die über­handnehmenden Badegäste und durch die Angler stark dezimiert werden. Die typischen Grabenrandpflanzen können sich an manchen Stellen noch halten: z.B. am Rohrbach und am Weiherbach (aber wie lange noch?). Die Grabenränder überwuchern fast immer mit stick­stoffliebenden Bren­nessel­gesellschaften.

Das Bild der scheinbar wenigen ausgestorbenen Ar­ten täuscht, da die Wasserflora derzeit noch un­voll­ständig bearbeitet ist und wir auch nur wenige alte Funde kennen! Die Wasserarten selber wurde von Oberdorfer (1934) nicht gesondert kartiert.

 

Seen, Teiche und Schwimm­blattvegetation

Moorseen

Im engeren Bruchsaler Gebiet gab es keine Moor­seen. Der einzige echte Moorsee in der Region be­findet sich weni­ge km außerhalb des Untersuchungsge­biets im NSG Weingartener Moor, im größten Flachmoor der Kin­zig-Murg-Rinne. Er war Gegen­stand zahlreicher ökologischer Untersuchungen seit der Jahrhun­dertwende. Leider ist der See durch Verlandung bedroht und muss künstlich offengehal­ten werden.

 

 

Baggerseen

Sämtliche offene Seen der Region (außer dem Weingartener Moor, s.o.) sind als Baggerseen künstlichen Ur­sprungs. Die kleineren Baggerseen stammen oft noch aus der Zeit zwischen den Welt­kriegen, während seither immer größere Seen ange­legt wurden. Die Ufer fast aller Seen fallen steil ab; erst in den letzten Jahren wird die Wiederherstel­lung einer Flachwasserzone zur Auflage gemacht. Durch das geringe Alter der Baggerseen und die starken Störungen (Angler, Freizeitbetrieb, Eutro­phierung etc.) konnte sich meistens keine intakte Ökologie einstellen. Dafür bedarf es langer Ruhezei­ten. Der Büchenauer Baggersee (s.u.) beweist aber die hohe Regenerationskraft eines Gewässers, falls die Stö­rungsfaktoren sich in Grenzen halten.

In den Baggerseen finden sich meist wenig oder gar keine Wasserpflanzen. Dies ist bedingt durch gerin­ges Alter der Gewässer, Eutrophierung und Ver­schlammung, besonders auch durch den Badebe­trieb. Vielfach sind Algen die einzigen Wasserpflan­zen. Eine rühmliche Ausnahme macht der Büchenauer Baggersee. Er besitzt eine beson­ders reich­haltige Wasser- und Uferflora, sowohl Gefäßpflanzen, Moose als auch Algen (Characeae). Einige Wasser­pflanzen sind im Gebiet nur hier be­kannt (Teichfaden - Zannichellia palustris, einige Po­tamogeton-Arten etc.). Viele dieser Arten sind aber nach Aufgabe der Baggerung ab ca. 2000 erloschen. Der Siebenerlensee westlich von Neuthard gilt zwar als limnologisch stark bela­stet, enthält aber doch einige interessante Was­ser­pflanzen (Najas flexilis). Der Teich bei der Autobahnraststätte wird momen­tan von gepflanzten und ausgewilderten Wasser­pflanzen geprägt; daneben findet sich aber das größte Vorkommen des Wasserschlauchs (Utri­cu­la­ria australis) in der Region.

 

 

Teiche und Tümpel

Kraichgau und Rheinebene sind arm an natürlichen Teichen und Weihern, abgesehen von wenigen Quelltöp­fen in den Wäldern. "Alte" Teiche entstanden früher vor allem bei der Anlage von Fischzuchten, so bei Bruchsal am Eisweiher oder südlich von Münzesheim bei den Fischteichen. Be­sonders bei Münzesheim ist eine artenreiche Flach­wasser- und Schlammflora zu sehen, da ein Teil der Teiche durch Sedimenteintrag lang­sam verlandet. Charakterarten sind hier Wasserhahnen­füße (Ranunculus subgen. Batrachium) oder Myrio­phyl­lum verticillatum.

Ab den 80er Jahren führten die "Tümpleritis" der Amphibienfreunde und ökologische Ausgleichsmaß­nahmen dann zu einer Vielzahl neu angelegter Tei­che und Tümpel. Manchmal waren diese auch für einen ganz ande­ren Zweck vorgesehen, so z. B. bei der Schlittschuhbahn in den "Breitwiesen" östlich von Unteröwis­heim. Die meisten Teiche führten leider nur wenige Jahre Wasser und trockneten Anfang der 90er Jahre durch redu­zierte Niederschläge wieder aus; nur noch eini­ge besitzen eine regelmäßige Wasserführung. Auch einige Teiche, die mit kleinen Quellen als Wasser­lieferanten verbunden waren, erlitten das gleiche Schicksal, so z. B. am Glöcklesberg NO von Bruchsal, im FND Schelmenlache bei Forst oder auf der ehemaligen Bauschuttde­ponie am süd­lichen Karlsdorfer Ortsrand. Die Quelle des Wei­herbachs zwischen Bruchsal und Unteröwisheim wurde durch die Flurbereinigung als Ausgleichs­maßnahme mit drei Teichen versehen. Die heutige Schüttung reicht aber noch nur für die Füllung eines Teichs aus. Das Quellwasser ist hier durch die um­liegende Landwirt­schaft stark mit Nährstoffen belas­tet.

Die Teichflora ist im Gebiet nur rudimentär vorhan­den, sie bildet einen Übergang zwischen den Flach­wasser­zonen in Baggerseen zur Graben- und Bach­flora. Nur wenige Arten sind auf Teiche beschränkt, z. B. Myrio­phyl­lum verticillatum (Quirlblättriges Tau­sendblatt) oder Hippuris vulgaris (Tan­nenwedel). Für sich selbst spricht, dass der seltene Knotenblütige Scheiberich (Apium nodiflorum) und das Dichte Laichkraut (Groenlandia densa) ihre einzigen be­kannten Vorkommen in einem gefassten und beto­nierten Quellteich bei Heidelsheim haben!

Die Artenliste wurde und wird durch das Anpflanzen von aus der Gärtnerei bezogenen Teicharten stark ver­fälscht. Viele heutige Vorkommen von Teichar­ten im Gebiet müssen als künstlich ("angesalbt") gelten, so z. B. von Lythrum hyssopifolia (Ysop-Weiderich), Hippuris vulgaris (Tannenwedel), Nym­pho­ides peltata (Seekanne) oder ein Teil der Vor­kommen von Hottonia palustris (Wasserfeder), um nur einige zu nennen. Manche von ihnen kamen be­reits früher im Gebiet vor, die autochthonen Vor­kom­men sind aber verschwunden.

Besonders in den 80er Jahren wurden an allen möglichen (und unmöglichen) Stellen kleine Tümpel und Feuchtbiotope angelegt, um besonders den Am­phibien Überlebensmöglichkeiten zu schaffen. Die meisten die­ser Projekte sind gescheitert. Das lag an verschiedenen Ursachen: falschen Standorten (z. B. mitten in Ver­kehrs­kno­ten); starker Verringerung des Oberflächenwassers in den 80er Jahren und dadurch Trockenfallen; Eutrophierung der Biotope, Umkippen und Al­gen­wachstum oder falscher Einschätzung der Amphibienwanderun­gen.

Vor der unkritischen Neuanlage von Tümpeln sei daher nochmals gewarnt! Die Voraussetzungen müssen gründlich bedacht werden. Der Pflegeauf­wand eines Feuchtbiotops ist hoch; eine Garantie für die Funktion kann nicht gegeben werden. Eine ständige Frischwasserzufuhr muss garantiert sein.

 

Schwimmblattvegetation

Die Schwimmblattvegetation (das sind Bereiche mit hoher Pflanzendeckung im stehenden oder langsam fließenden Wasser, geprägt durch Teich­ro­sen), ist im Gebiet nur sehr kleinräumig vorhan­den und im wesentli­chen auf die Baggerseen be­schränkt. Nur in einigen Bach­armen mit langsamer Strömung (z. B. Pfinzkanal bei Neuthard) sind Ko­lonien der Gelben Teichrose (Nuphar lutea) vorhan­den. Das nächste Vorkommen bedeuten­der, au­to­chthoner Schwimmblattvegetation (abgesehen vom Altrhein) befindet sich im Weingartener Moor.

 

Bäche, Gräben und Kanäle

Rheinebene

Die Gräben der Rheinebene besitzen ein nur gerin­ges Gefälle. Viele von ihnen sind erst in diesem Jahr­hundert zur Verbesserung der Entwässerung künstlich angelegt worden, so z. B. Pfinzkanal und Saal­bachkanal. Diese Kanäle wurden künstlich aus­gebaut (vgl. "Wässerwiesen") und zeigen kaum natürliche Verhältnisse. Durch die starken Sedimentfrachten (Löss und Lehm) der aus dem Kraichgau kommenden Bäche neigen alle Bäche der Rheinebene zur Verschlam­mung. Früher wurden die ausgebaggerten Sedi­mente auf beiden Seiten des Grabens aufgeschüt­tet. Der Bachlauf erhöhte sich dadurch sukzessive. Im Extremfall (wie z. B. beim Alten Saalbach oder beim Kraichbach) laufen die Bäche um bis zu 1.5 m über dem Niveau der umliegenden Felder. Dieses Gefälle wurde zur Wässerung der Wiesen und Fel­der verwendet; eine Praxis, die sich z. B. südlich von Hambrücken ("Wiesenwässerverein") bis in die 60er Jahre hielt. Dadurch war nicht nur eine Bewäs­serung sichergestellt, sondern die Bachsedimente führten den mageren Feldern und Wiesen der Rheinebene will­kommene Nährstoffe zu. Die Hauptbäche wurden von parallelführenden, nie­drig liegenden Gräben gesäumt, die die Aufgabe hatten, das überschüssige Wasser abzuleiten (beim Alten Saalbach waren dies der Wagbach und der Ruß­graben). Nach Aufgabe der Wiesenwässerung fielen diese Gräben weitgehend trocken - auch dies ein beachtlicher ökologi­scher Verlust. Der Wagbach wird heute künstlich mit Wasser aus dem Alten Saal­bach gespeist.

Heute sind die Gräben und Teiche ver­dreckt und schadstoffbelastet, ihr Uferbe­wuchs ist einer stick­stoffliebenden Einheitsflora gewichen. Außerdem werden die Graben­ränder re­gel­mäßig so kurz wie möglich gemäht, dadurch können sich viele Arten nicht mehr halten. Ungestörte Gräben und Bäche finden sich nicht mehr auf der Gemarkung. Nur an manchen Stellen ist das Wasser noch klar genug, um einigen Wasserpflanzen das überleben zu er­möglichen. Viele Bäche des gesamten Gebiets waren durch Abwässer extrem belastet oder biologisch vollstän­dig tot. Unrühmlichstes Beispiel ist der Duttlacher Graben ("Stinkgraben") als Vorfluter der Bruchsaler Kläranlage. Er ähnelt immer noch mehr einer Kloa­ke als einem Graben; die Faulschlamm-Sedimente sind metertief mit Schwermetallen und Schadstoffen ver­seucht. Auch Kraichbach, Saalbach und die Grä­ben der Büchenauer Hardt sind trotz aller Fort­schritte beim Bau von Kläranlagen immer noch hoch belastet. Daher sind die meisten Bäche der Rheinebene ökologisch verarmt. Die Trockenheit der letz­ten Jahre ließ weitere kleine Gräben trockenfallen.

Ein relativ intakter, größerer Bach fand sich nur noch bei Neuthard: der Lauf der Alten Pfinz zwi­schen Neut­hard und Graben. Er war Heimat der letzten größeren Bachmuschelkolonien der Gegend. Nachdem er zwi­schen 1990 und 1992 mehrfach trockenfiel, starben die meisten Muscheln ab - ein unersetzlicher Ver­lust. Flora und Fauna sind durch Baumgärtner (1992) ausführlich bearbeitet worden. Der lange Jahre trockene Wagbach wird jetzt unter­halb von Hambrücken wieder bewässert und soll sich wieder zu einem wertvollen Kleingewässer entwickeln. Ansonsten gibt es nur noch Fragmente und kurze Stücke wenig belasteter Gräben. Zu erwähnen sind vor allem die Gräben rund um den Bruchsaler Eis­weiher sowie Eiergraben bzw. Schönbornwie­sengraben in der Büchenauer Hardt als ihre untere Fortsetzung. Hier führt das hohe Aufkommen von sauberem Quellwasser zu einer verbesserten Was­serqualität und zahlreichen Wasserpflanzenvor­kommen. Auch der Graben im Eichig süd­westlich von Unter­grombach ist noch relativ intakt.

 

Hügelland

Die größeren Bachläufe des Kraichgauer Hügel­lands (im Gebiet Kraichbach und Saalbach) sind durchweg stark belastet und ökologisch deut­lich bis sehr stark verarmt. Zu erwähnen sind daher nur ei­nige wenige Grä­ben und Quellbäche in und an den Wäldern. Sie leiden in den letzten Jahren stark un­ter Trockenheit und fallen zeitweise trocken. Die Wasserfauna und -flora ist nur noch stellenweise vorhanden. Eine einigermaßen konstante Wasserführung besit­zen nur noch das Bächlein Im Loch nördlich und dasjenige in den Wassererlen östlich von Heidels­heim. Sie sind immer noch reich an Wassermollus­ken und interessan­ten Pflanzen.

 

Quellen

Im Gebiet befinden sich zahlreiche Quel­len. Entlang des Grabenbruchs der Rheinebene tre­ten an Spalten und Klüften des gut wasserdurch­läs­sigen Oberen Muschelkalks und Keupers viele, z.T. sogar "ar­tesische" Quellen aus. Im Extremfall befin­den sie sich auf der Höhe eines Hügels (so bis vor wenigen Jahren am Neuen Unter­öwisheimer Weg nordöstlich von Bruchsal). Oft entstanden während wasserrei­cher Jahre auch spontan neue Quellen, z. B. Ende der 70er Jahre am "Weitenruß". Auch im Kraichgau liegen viele kleinere Quellen in Tälern und "nähren" kleine Feuchtwälder. Sie wer­den im Kapitel "Wälder des Kraichgaus" bespro­chen. Einige Quellen haben eine Schüttung, die groß genug ist, um eine offene Wasserfläche im Quelltopf zu erzeugen. Zu ihnen gehört der Röhr­lesbrunnen östlich von Ober­grombach. Sein Was­ser versickert wenige Meter talwärts in einem Seg­gensumpf und dringt prak­tisch nie über den Wald­rand hinaus. In den letzten Jahren ist er praktisch ausgetrocknet.

Die meisten Quellen des Gebiets sind in Brunnen­stuben gefasst oder kanalisiert und ökologisch daher wertlos. Bemerkenswerte Quellen und Quellarme finden sich besonders an drei Stellen: zunächst am berühmten Schwallenbrunnen zwischen Bruchsal und Heidelsheim. Die sagenumwobene Karstquelle entwässert den Grundwasserspeicher der sogenann­ten "Bauschlotter Platte" zwischen Bruchsal und Pforzheim. Sie war seit dem Mittelalter bekannt und berühmt. Zu normalen Zeiten schütteten die Quell­töpfe bis zu 150 Se­kundenliter Wasser, das in ei­nem breiten Bach in den Saalbach mün­dete. Das Wasser des Schwallen­brunnens war stark gas- und mineralhaltig und daher für Fische wenig geeignet. Auch die Wasserflora war stets nur arten­arm. Die Mollusken waren mit wenigen, adaptierten Arten vertreten, besonders mit Kleinmuscheln der Gattung Pisidium. Seit 1991 ist der Schwallenbrun­nen vor­läufig versiegt, bedingt durch Trockenheit und Ab­pumpen des Grundwassers zur Trinkwasser­gewin­nung und zu gewerblichen Zwecken. Der Brunnenbach östlich von Untergrombach ist der derzeit einzige ökologisch intakte Quellarm. Ein Teil der Quelle ist gefasst; das austretende Wasser reicht aber noch leicht für den Brunnenbach aus. Der Bachlauf ist als flächenhaftes Naturdenkmal gesichert. Er ist reich an Wasserpflanzen, -moosen, Mollusken und anderen Wassertieren.