Hohlwege: Früher unerwünschtes Verkehrshindernis, heute wertvoller Biotop und malerisches Kulturzeugnis

 

Die Lösshohlwege des Kraichgaus sind rein menschengemachte Landschaftselemente und nicht - wie viele denken - durch Wassererosion entstanden. Sie entstanden durch das jahrzehnte-, oft jahrhundertelange Befahren steiler Hänge durch Fuhrwerke. Beim Bremsen hangabwärts wurde der weiche Löss bis über 10 m tief eingeschnitten. Je steiler der Hang, desto schneller die Eintiefung! Im 18. und 19. Jahrhundert konnte sich so ein Hohlweg bis zu einem Meter pro Jahr vertiefen. Erst nach Betonieren oder Asphaltieren der Hohlwegsohle stoppte die Erosion schließlich, und die Hohlwege wandelten sich von steilen U-förmigen Schluchten mit senkrechten Flanken zu V-förmigen, gebüschbestandenen Einschnitten.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden - vor allem bei Flurbereinigungen - die allermeisten Hohlwege verfüllt oder "kaputtsaniert". Nur ganz wenige blieben im Originalzustand übrig. Seit den 1990er Jahren sind einige davon durch aufwendige Sanierungen der Naturschutzbehörden und Kommunen wiederhergestellt worden, vor allem die "Rennweghohle" bei Zeutern.

Die steilen, sonnenbeschienenen Lösswände sind Heimat zahlreicher seltener Insekten (vor allem Grabwespen), aber auch spezialisierter Moose und Flechten und Pflanzenraritäten.

Die Geschichte der Hohlwege des westlichen Kraichgaus und ihre Bedeutung für Kulturgeschichte, Flora und Fauna wurde 1993 in einem eigenen Buch beschrieben. Die darin enthaltene Karte der noch erhaltenen Hohlwege steht hier zum Download zur Verfügung.

Heute ist die dringliche Aufgabe, den weiteren Verfall der noch erhaltenen Hohlwege zu stoppen und diese zu pflegen. Ohne ständigen Unterhalt würden sie weiter an Charakter und Bedeutung verlieren.

(MH)