Zum Artikel „Die Camper stehen in den Startlöchern“ in der Bruchsaler Rundschau vom 8.3.2021
38 Bäume wurden gefällt, um 33 "hochwertige" Stellplätze für Wohnmobile in Bruchsal zu schaffen. Dies geschah unter der Regie der Stadtwerke, wie man am 8. März in der Bruchsaler Rundschau lesen konnte. Auch ein Foto zeigt das Gelände, sogar mit einigen der Baumstümpfe im Vordergrund. Das Foto vermittelt allerdings den Eindruck, dass es sich bei den gefällten Bäumen lediglich um junge, nicht ausgewachsene Exemplare handelt. Die Baumstümpfe der anderen großen, gesunden, ausgewachsenen Bäume werden nicht gezeigt. Soll hier ein falscher Eindruck erweckt werden?
Es ist kaum zu glauben: 38 Bäume werden so einfach gefällt, nur weil sie den Planern im Wege sind. Und dies geschieht in einer Zeit, in der Bäume und Wälder durch den Klimawandel sowieso geschädigt werden und ums Überleben kämpfen.
Auf dem Gelände war genügend freier Platz ohne Bäume. Es ist nicht einzusehen, weshalb man für die Stellplätze alle Bäume und die Hecke entlang der Grundstücksgrenze entfernen musste. Wieder einmal wurde damit ein Stück Lebensraum für Vögel und Insekten zerstört. Vor wenigen Jahren gab es in dem Gebiet um das Schwimmbad und um die Sportanlagen viele Nachtigallen. Leider sind jetzt kaum noch welche zu hören.
Der Geschäftsführer der Stadtwerke weist zwar darauf hin, dass es für die Baumfällaktion „Ausgleichsmaßnahmen“ gäbe. Er sollte aber auch wissen, dass es Jahre, ja Jahrzehnte dauert, bis durch Ausgleichsmaßnahmen der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt ist.
Leider ist die Baumfällaktion für den Wohnmobil-Stellplatz nicht die einzige in Bruchsal. So zeugen Baumstümpfe entlang des Saalbachs zwischen Hans-Thoma-Straße und Augartenstraße sowie am Spielplatz am Ende der Wiesenstraße und am Saalbach auf der Rückseite des alten Schlachthofs von weiteren Fällaktionen in letzter Zeit. Es stellt sich die Frage, ob man in Bruchsal die Bedeutung und den Nutzen der Stadtbäume und des urbanen Grüns noch nicht erkannt hat. Bäume sind die wesentlichen Bestandteile des Stadtgrüns und sie haben vielfache positive Wirkungen auf das urbane Umfeld. Fast jeder weiß: Bäume liefern Sauerstoff in die Luft, und sie binden Kohlendioxid und wirken somit dem Klimawandel (Treibhauseffekt) entgegen. Sie geben uns Schatten und kühlen die Luft an sommerlichen Hitzetagen, indem sie wie eine Klimaanlage wirken. Mit ihrem Laub filtern sie den Staub aus der Stadtluft und sie reinigen die Luft, indem sie auch Feinstaub filtern. Mit ihren Wurzeln halten sie den Boden fest und verhindern Bodenerosion. Zudem speichern sie das Wasser im Boden. Sie sind Lebensraum für Insekten und Vögel. Für den Menschen bieten sie Erholungsraum und erfreuen die Menschen.
Zum Schluss noch eine Empfehlung: Auch als Fachmann schadet es nicht, wenn man die Meinung der Betroffenen (hier die Camper) erfragt. Denn die meisten Camper bevorzugen inzwischen eher schattige Stellplätze unter Bäumen als solche in der prallen Sonne!
Und noch eine Frage an die Camper: Würden Sie lieber beschattet unter Bäumen stehen als in der prallen Sonne auf einem hässlichen, kahlen Platz zwischen Sportplätzen? So gesehen haben sich die Stadtwerke vermutlich selber das Geschäft kaputtgemacht…
9.3.2021 / Alois Schies