Intaktes Stadtgrün wird immer wichtiger, zumal das Artensterben in freier Wildbahn immer weiter fortschreitet. Auch in Zeiten des Klimawandels hat in vielen Kommunen ein Umdenken eingesetzt. Selbst die Stadt Bruchsal hat Bereitschaft erkennen lassen, künftig die städtischen Flächen ökologischer zu bepflanzen. Zusammen mit der AGNUS wurde ein Pilotprojekt zu einem „Verkehrsdreieck“ in der Weiherbergstraße gestartet, wo eine größere Fläche statt mit Cotoneaster jetzt mit heimischen Pflanzen bestockt wurde. Die AGNUS übernahm dort die Pflege der Flächen.
Umso trauriger ist ein Negativbeispiel, an dem die Besucher von Bruchsal fast zwangsläufig vorbeifahren müssen: die Flächen rund um das neue Feuerwehrhaus, das durch Beiträge der SEW errichtet werden konnte und vor kurzem eingeweiht wurde. Hier wurden viele Millionen in ein modernes Feuerwehrhaus – gut – investiert.
Was aber komplett schiefging, ist die Bepflanzung. Statt naturnaher Sträucher, Bäume und Stauden wurde die gesamte Fläche durch einen „Einheitsbrei“ mit bodendeckenden, nicht heimischen Stauden wie Potentilla fruticosa oder Rosen bepflanzt. Der einzige Profiteur war wohl das Gärtnereiunternehmen mit dem Verkauf von billiger Massenware.
Die AGNUS monierte diese nicht mehr zeitgemäße Bepflanzung sowohl bei der Stadt Bruchsal als auch bei der SEW mit dem Ergebnis, dass sich beide Seiten gegenseitig die Schuld zuschieben. Wer eigentlich beteiligt war, bleibt unklar. Die SEW ist bisher nicht bereit, nachzubessern.
Schade für diese verpasste Gelegenheit, bei der man hätte zeigen können, dass auch Bruchsal beginnt, ökologischer zu denken. Die hässliche, für Touristen komplett unattraktive Innenstadt Bruchsals mit ihrem 50er-Jahre-Betoncharme würde eine Aufwertung dringend brauchen, egal wo. Ganz abgesehen von der notleidenden Ökologie – die Innenstadt bleibt eine ökologisch tote Zone. Auch in der nachverdichteten Bahnstadt sieht man bisher nur Beton.
Die SEW hat bisher der Stadt Bruchsal und der Gemeinde Graben-Neudorf viele Vorteile gebracht. Für die Ökologie fiel aber bisher nichts ab. Ganz im Gegenteil wurde der „Ausgleich“ bei der Errichtung des neuen SEW-Produktionswerks auf ehemaligem Wiesengelände derart schöngerechnet, dass keinerlei flächiger Ausgleich mehr notwendig war. Man hatte mit „Aufwertung von Gewässerufern“ argumentiert. Von dieser Aufwertung ist bis heute nichts zu sehen. Die Wiesen sind dagegen überbaut. Schade eigentlich für ein hochprofitables Unternehmen und seine Ökobilanz.
(15.11.2021 MHa)