Ausbau der bestehenden Bahntrasse Friedrichstal - Karlsruhe wird durch die Bahn wieder als mögliche Alternative untersucht werden

01. März 2022

Naturschutzverbände begrüßen Zusage der Planer - Untersuchung dieser Alternative war von den Naturschutzverbänden gefordert worden

 

Presseerklärung der Naturschutzverbände in der Region Karlsruhe

Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e.V., Arbeitskreis Karlsruhe

NABU-Regionalverband

BUND-Regionalverband Mittlerer Oberrhein

AGNUS Bruchsal e.V.

 

Im Zuge der Planung des Ausbaus der Güterbahntrasse Mannheim-Karlsruhe werden derzeit durch die Bahn zahlreiche Alternativen untersucht und bewertet. Die meisten davon, insbesondere die Neubau-Varianten, würden mit großem Flächenverbrauch, Zerschneidung und Verlust von hochwertigen Biotopen einhergehen.

Die regionalen Naturschutzverbände sehen diese Planungen daher mit größter Sorge. Die Natur in der dichtbesiedelten Region ist in den vergangenen Jahrzehnten durch überhandnehmenden Flächenverbrauch bis zur Grenze belastet worden. Viele früher noch einigermaßen intakte Lebensräume wurden bereits durch Straßen-Neubauten zerschnitten.

Grundsätzlich befürworten die Naturschutzverbände den Ausbau der Bahntrasse im Sinne einer nachhaltigen Verkehrswende und unterstützen ihn nachdrücklich. Jedoch ist die Planung einer einigermaßen naturverträglichen Strecke eine große Herausforderung. Die Verbände begleiten daher den Planungsprozess durch die Bahn kritisch. Ziel muss es sein, die naturverträglichste Trasse zu finden, die auch die Interessen der Anwohner angemessen berücksichtigt.

Im „Dialogforum“ hat die Bahn bislang über die Fortschritte im Planungsprozess informiert. Die Möglichkeiten für die Naturschutzverbände, ihre detaillierten Kenntnisse zu Natur und Landschaft einzuspeisen und damit Konflikte mit manchen Varianten in der Trassenführung zu erläutern, waren dagegen begrenzt.

Aufgrund dessen fand am Donnerstag, 24.2.2022, eine getrennte Konsultation zwischen Vertretern der Naturschutzverbände und den zuständigen Planern der Bahn statt. Die Naturschutzverbände trugen ihre Position wie folgt vor:

  • Nur wenige Neubau-Varianten erscheinen technisch machbar und realistisch. Die meisten der noch im Planungsprozess enthaltenen Alternativen enthalten extreme technische Herausforderungen und/oder lange notwendige Basistunnel (z. B. die linksrheinischen Lösungen oder die rechtsrheinischen Varianten im Tiefgestade).
  • Auch die verbliebenen realistisch scheinenden Optionen sind durchweg mit teuren Bauwerke wie Brücken, Lärmschutzwänden, Einhausungen und/oder Tunneln verknüpft, wie sich bei Detailbetrachtung zunehmend herausstellt (z. B. die Bündelung entlang der Autobahn A 5 oder die Variante durch Karlsdorf-Neuthard).
  • Fast alle Neubauvarianten würden zu massiven Naturbeeinträchtigungen der noch vorhandenen Rest-Lebensräume führen, z. B. eine Autobahn-Bündelung die Feuchtwälder der Kinzig-Murg-Rinne in erheblichem Maße zerstören.
  • Auch der Ausbau auf bestehender Strecke zwischen Friedrichstal und Karlsruhe würde Tunnellösungen erfordern, erscheint aber technisch nicht wesentlich aufwändiger und teurer als die problematisch erscheinenden Neubauvarianten. Gleichzeitig würde mit einem solchen Ausbau eine Entlastung der Anliegergemeinden realisiert werden können (Verlagerung des ICE-Verkehrs in die Tunnel).
  • In der Diskussion sagten die Planer der Bahn zu, weitere Gespräche mit den Naturschutzverbänden zu führen, bei denen die detaillierte Geländekenntnis der Verbände und ihre Konzepte Einfluss auf den Planungsprozess nehmen können.

Außerdem wurde von Seiten der Bahn zugesichert, den Ausbau zwischen Friedrichstal und Karlsruhe wieder in die Liste der möglichen Optionen aufzunehmen und im Detail zu bewerten. Dabei müssen nach den Forderungen der Naturschutzverbände auch Tunnellösungen in Betracht gezogen werden.

Die Vertreter der Naturschutzverbände begrüßen dieses Gesprächsergebnis ausdrücklich. Damit wird eine sinnvoll erscheinende Option wieder in die Auswahlmöglichkeiten aufgenommen.

Keinesfalls ist zu akzeptieren, dass eine möglichst siedlungsferne und damit maximal naturzerstörende Variante realisiert wird.

(1.3.2022, Presseerklärung des LNV-Arbeitskreises Karlsruhe, v. i. S. d. P. Klaus-Helimar Rahn)