Der Wiedehopf ist zurück im Kraichgau!

28. April 2023
Insgesamt fünf spezielle Wiedehopf-Nistkästen wurden von ehrenamtlichen AGNUS-Mitgliedern aufgestellt.
Montage der Nistkästen
Der Wiedehopf baut selbst kein Nest und benötigt daher eine Einstreu im Nistkasten

 

Der Wiedehopf ist ein wunderschöner, farbenfroher Vogel mit einem auffälligen Federkleid. Er ist etwas größer als eine Amsel und ernährt sich von großen Insekten und deren Larven, die er vor allem auf oder im Boden mit seinem langen, leicht gebogenen Schnabel ertastet. Dabei hilft er auch Gärtnern, Winzern und Landwirten, indem er besonders gern Jagd auf gefräßige Maikäfer-Engerlinge oder Maulwurfsgrillen macht.

Bis in die 1960er Jahre war der Wiedehopf im Südwesten Deutschlands weit verbreitet. Man konnte seinen charakteristischen Ruf auch rund um Bruchsal häufig hören. Die offenen, abwechslungsreichen Landschaften des Kraichgaus mit ihren alten Obstbäumen, Hecken und Wiesen, aber auch sandige Obstwiesen in der Rheinebene - mit Maulwurfsgrillen - waren der perfekte Lebensraum für ihn.

Doch die Zerstörung der ursprünglichen Kulturlandschaft im Zuge der Flurbereinigung mit den daraus entstandenen monotonen Agrarflächen, der intensive Einsatz von Pestiziden und die Umwandlung von Streuobstwiesen in großflächige Wohn- und Gewerbegebiete oder in Gartenhausgebiete vernichteten seine Lebensgrundlage und ließen ihn bei uns aussterben.

Eine kleine Rest-Population dieses besonderen Vogels konnte sich am Kaiserstuhl halten. Engagierten Artenschützern gelang es in den letzten 15 Jahren dort und in der Vorbergzone des nördlichen Ortenaukreises durch umfangreiche Nisthilfen zwei große Populationen mit hoher Siedlungsdichte zu etablieren.

Begünstigt durch den Klimawandel breitet sich der wärmeliebende Vogel nun auch Richtung Norden aus und hat inzwischen seine alte Heimat im Kraichgau und der Rheinebene im nördlichen Landkreis Karlsruhe erreicht. Im Jahr 2017 konnte in Kraichtal-Oberöwisheim die erste erfolgreiche Brut seit 50 Jahren vermeldet werden!

Engagierte ehrenamtliche Naturschützer des NABU Kraichtal unterstüzen dort tatkräftig die Rückkehr und haben in den letzten Jahren Dutzende Wiedehopf-Nistkästen aufgestellt - mit Erfolg: seither konnten jedes Jahr mehrere brütende Paare beoabachtet werden.

Da normalerweise nicht nur die Elterntiere, sondern auch der Nachwuchs nach dem Winter in die Region zurückkehrt, in der sie im Jahr zuvor erfolgreich gebrütet beziehungsweise überlebt haben, bestehen gute Chancen, dass er sich auch bald in passenden Lebensräumen auf der benachbarten Bruchsaler Gemarkung niederlassen wird. Besonders geeignet sind hier die Streuobstbestände im Nordosten von Bruchsal mit mageren Wiesen im Unterwuchs, vielleicht aber auch der Standortübungsplatz oder die extensiven Wiesen auf dem Golfplatz im Langental, deren Einsaat und Anlage von der AGNUS damals mitbegleitet worden war.

Die AGNUS unterstützt die Wiederansiedlung des Wiedehopfes und hat in den letzten Tagen fünf extra von der Lebenshilfe angefertigte Nistkästen auf vereinseigenen oder gepachteten Streuobstwiesen rund um Bruchsal aufgestellt.

In Kraichtal konnten seit Anfang diesen Monats schon mehrere aus den afrikanischen Überwinterungsgebieten zurückgekehrte Exemplare beobachtet werden.Wir sind sehr gespannt, ob wir den unverkennbaren Ruf des sympathischen Vogels auch bei uns bald vernehmen dürfen. 

Sollten Sie einen Wiedehopf sichten oder hören, bitten wir Sie, uns zu informieren: entweder mit Mail an agnus.bruchsal@gmail.com oder Tel. 0163-7191229.