Wer zahlt die alternative Landwirtschaft?

Es gibt über die letzten Jahre die Diskussion zur alternativen Landwirtschaft. Damit sei die Bearbeitung der Felder gemeint. Inhaltlich ist es u.a. der Aufbau von Humus und die Reduktion von Pestiziden und Fungiziden. Durch den Klimawandel und den aktuellen heißen und trockenen Sommer wird die Bindung des CO2 aus der Luft, zusammen mit der Speicherung von Wasser, wieder für die Bevölkerung aktuell. Das Thema ist aber das Gleiche wie vor 10 Jahren.

Die Rhein-Neckar-Zeitung vom 16.8.2022 berichtet über eine Demonstration in Katzental (Raum Mosbach, Adelsheim, Elztal, Schefflenz) mit Unterstützung von zwei Maschinenringen. 400 Interessierten fanden den Weg dorthin.

Am Ende des Artikels bekommt das Thema Inhalt, da eine landwirtschaftliche Beratungsfirma den Blickwinkel auf Wirtschaftlichkeit legt. Analysiert man die Wirtschaft um die Landwirtschaft fällt auf wie stark Maschinenbau und Finanzwirtschaft dort verankert sind. Eine weitere Kenngröße bildet der Pachtpreis und die am Markt zum Kauf angebotene Ackerfläche. Die Landwirte zahlten im Jahr 2022 mehr Geld für Sprit und Spritzmittel (Chemische Industrie), die gestiegenen Preise am Getreidemarkt darf man in diesem Kontext nicht vergessen. Was bringt 2023 mit der Verfügbarkeit der Brachen und dem Verzicht der Fruchtfolge? Ist die Situation wirklich undurchschaubar?

Nun vermag man zu denken, dass die EU-Agrarpolitik dazu etwas beitragen kann. Wenn man die Agrarpolitik meint, ist damit oftmals die Förderung der Agrarwirtschaft angesprochen. Die Rahmenbedingungen zur nächsten Förderperiode 2023 bis 2027 sind noch von der alten Bundesregierung verhandelt und beschlossen worden. Es ist für Außenstehenden nicht einfach das Bündel an Fördermaßnahmen zu ergründen. Es gibt eine von 14 Verbänden in BW gemeinsam erarbeitete Studie zur Lenkung und Re-Definition von Fördermaßnahem in der Landwirtschaft.  Der Titel dieser Arbeit aus dem Jahr 2019 heißt Kulturlandschaft Baden-Württemberg 2030. In separaten Ausschnitten wird Ackerbau, Grünland und Weidetierhaltung, Streuobst, Erwerbsobstbau und Weinbau nach den unterschiedlichen Fördermaßnahmen analysiert und kommt pro Einzelmaßnahme zu einer spezifischen Bewertung. Kumuliert wird der zusätzliche Förderbetrag ausgewiesen. Das Ergebnis geht eindeutig auf Öko-Landbau zu.

Zurück zum 3. Absatz und dem Zeitungsartikel der die Einkommenssituation der Landwirte indirekt anspricht. Bringt man es im Kontext der Klima- und Energiekrise vor, muss man feststellen, dass das Geld da ist. Nicht alles muss da explizit gefördert werden.

Pachtpreis und Humusbildung

Gerne nochmal zwei Spezialthemen. Der Pachtpreis spielt eine entscheidende Rolle in der Landwirtschaft, da 70% der Fläche verpachtet ist (also vom Eigentümer nicht bearbeitet wird). Betreibt ein Landwirt eine Biogasanlage, kann es sein, dass er zusätzliche Fläche pachten muss, damit die Anlage wirtschaftlich ausgelastet ist. Getreide (Mais und Weizen) sind die Hauptbestandteile, denn nur einen geringen Anteil der Biogasanlagen kann auf Biomüll und Klärschlamm zugreifen. Die Umgebung von Pfaffenhausen wurde innerhalb kurzer Zeit eine Ökowüste. Denn was dem einen Bauer guttut, sollte auch dem anderen nutzen. Folge: die Pachtpreise steigen. Ein anderes Beispiel bracht die Sendung Plusminus am 17.8.2022 unterm Titel „Ostdeutsche Bauern fürchten um ihr Land“ (verfügbar bis 17.8.2023). Da ist nach der Wende der Bund (also Finanzministerium) Eigentümer geworden. Ein Angebot, das im Beitrag gezeigt wurde, ging auf € 611/ha. Im Kraichgau liegen die Preise um €200/ha/Jahr.

Auch wenn die Diskussion über CO2-Bindung durch den Aufbau von Humus aktuell erscheint, wurde es auf der Pariser UN-Klimakonferenz im Jahr 2015 mit „der 4 Promille Initiative“ bereits artikuliert. Deutschland war eins der Erstunterzeichner.  Unter dem Titel „Rettet den Boden“ hat Florian Schwinn das Thema beschrieben (ISBN 9783864892424). Es geht da nicht nur über den Aufbau des Humusanteils im Boden, sondern auch über Aufgaben der Insektenwelt diesen Boden vital zu halten.

Die gemeinsame Agrarpolitik (EU-GAP und FAKT)

Nun vermag man zu denken, dass die EU-Agrarpolitik dazu etwas beitragen kann. Wenn man die Agrarpolitik meint, ist damit oftmals die Förderung der Agrarwirtschaft angesprochen. Die Rahmenbedingungen zur nächsten Förderperiode 2023 bis 2027 sind noch von der alten Bundesregierung verhandelt und beschlossen worden. Es ist für Außenstehenden nicht einfach das Bündel an Fördermaßnahmen zu ergründen. Es gibt eine von 14 Verbänden in BW gemeinsam erarbeitete Studie zur Lenkung und Re-Definition von Fördermaßnahem in der Landwirtschaft.  Der Titel dieser Arbeit aus dem Jahr 2019 heißt Kulturlandschaft Baden-Württemberg 2030. In separaten Ausschnitten wird Ackerbau, Grünland und Weidetierhaltung, Streuobst, Erwerbsobstbau und Weinbau nach den unterschiedlichen Fördermaßnahmen analysiert und kommt pro Einzelmaßnahme zu einer spezifischen Bewertung. Kumuliert wird der zusätzliche Förderbetrag ausgewiesen. Das Ergebnis geht eindeutig auf Öko-Landbau zu.

Zurück zum 3. Absatz und zum Zeitungsartikel der die Einkommenssituation der Landwirte indirekt anspricht. Bringt man es im Kontext der Klima- und Energiekrise vor, muss man feststellen, dass das Geld da ist. Nicht alles muss da explizit gefördert werden. Das hat Herr Rukwied anscheinend auch verstanden. Seit Beginn des Ukrainekriegs gibt es von ihm keine Aussagen zu der schlechten Wirtschaftslage der Landwirtschaft.

 

PC, 18.8.2022

Rukwied warnt vor deutlichen Ernte-Verluste (im Herbst)

Am 19.8.2022 meldet die Süddeutsche Zeitung „eine Warnung für überaus starken Ernte-Verlusten“. Mit dabei ist Herr Rukwied, der die Belastungen (Sprit, Dünge- und Pflanzenschutz, Futter) aufführt. Er macht ebenfalls deutlich, dass die Sommerernten (Getreide) gut ausgefallen sind. Die Herbsternten (Mais, Soja, Zuckerrüben, Kartoffeln) aber unter der Dürre leiden. Winterweizen ist mit einer Fläche von 200.000 ha die Hauptkultur in Baden-Württemberg. Ein Großteil der Umsätze von Getreiden laufen über Waren(termin)börsen. Der Landwirt kann dort bereits im Vorfeld (z.B. Jan oder Mai) seine Ware (in Mengen) anbieten und verkaufen. Er muss zum Termin liefern, auch dann, wenn er weniger geerntet. Er muss dann kurzfristig dazu kaufen. Also lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung der Weizenpreise. Die ARD-Tagesschau hatte Ende Juni bereits über fallenden Preisen berichtet.

PC 19.8.2022

Der nächste Bauernprotest

Am 01.09.2022 berichten unterschiedliche Medien über den Bauernprotest(en) in den Landeshauptstädten (hier der Bericht von SWR). Die Zielvorgabe ist bekannt: EU-Verordnung über Reduktion des Pestizideinsatzes. Nun ist Pestizid ein Sammelbegriff für Herbizide (Pflanzen oder Unkraut), Fungizide (Pilze) und Insektizide, auch in deren Vielfalt bzw. Kombinationen. Inzwischen dürften die Felder leer von Insekten sein, sodass das Spritzen der Insektiziden eher eine (unnötige) Profilaxe ist. Bei den Herbiziden ist bekannt, dass sie ebenfalls negativ auf Insekten wirken, besonders dann, wenn sie in Kombination mit Neonicotinoiden (auch in zeitlichen Abständen) auf Insekten einwirken. Mit derart engen Saatreihenabständen, die aktuell verwendet werden, gibt’s große Unterschiede in der Luftfeuchtigkeit zwischen Frucht und Wurzel. Pilze werden dadurch begünstigt. Und nicht zuletzt soll schon mal erinnert werden, dass die Fruchtfolge eine natürliche Barriere gegen Krankheiten und Schädlingen, einseitiger Entzug an Nährstoffen und übermäßigen Verunkrautung ist. Aber just die Fruchtfolge will man wegen dem Ukrainekrieg aussetzen (Lebens- und Futtermittelproduktion).

Ordnet man die Landwirtschaft der Nachhaltigkeit zu, muss jene Strategie augenscheinlich kurzfristige Auswirkungen in der Wirtschaftlichkeit haben. Es scheint mir, dass Landwirte unter dem Deckmantel „gute fachliche Praxis (GfP)“, sich selber steuern wollen, wie es ForstBW bereits im Naturschutz macht. Die Erklärung zu GfP folgt demnächst.

PC, 01.09.2022