Die von der AGNUS seit 40 Jahren betreuten Magerrasen am Michaelsberg müssen jedes Jahr sorgfältig gepflegt werden. Damit wird gewährleistet, dass die seltenen Pflanzen und Tiere in dem überregional bedeutenden Refugium möglichst günstige Wuchsbedingungen vorfinden.
Eine Mahd im Sommer ist schwierig und würde viele Insekten und spätsommerblühende Pflanzen - und von diesen gibt es genug - zu sehr schädigen. Andererseits ist es notwendig, Nährstoffe aus dem Lebensraum zu entfernen, denn sonst würden Sträucher und nährstoffliebende Pflanzen alles überwachsen. Deswegen bleibt nur eine Mahd im Spätherbst übrig, sobald die Kalkaster als "letzte" Art ausgesamt hat.
2021 hatten wir per Rundmail und Zeitungsartikel zur Hilfe aufgerufen, und fast 20 Helfer kamen - viel mehr als in den vergangenen Jahren! Dazu kam noch perfektes, trockenes und sonniges Wetter. Die Vereinsmitglieder Edwin Bucher und Reinhard Diehl hatten die empfindlichen Flächen einige Tage vorher mit dem AGNUS-eigenen Balkenmäher gemäht.
Mit den vielen Helfern waren die mehreren Hektar Fläche in wenigen Stunden abgeräumt und das Mahdgut zu langen "Würsten" zusammengerecht. Diese werden dann in den nächsten Tagen von der Stadt Bruchsal mit einem Ladeschlepper aufgenommen und fachgerecht entsorgt. In den kommenden Jahren wollen wir das Mahdgut mit vielen seltenen Samen möglicherweise zur "Neubeimpfung" von anderen vielversprechenden Grünflächen in der Region benutzen.
Sogar die Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick kam uns besuchen, half tatkräftig mit und versprach Unterstützung der Stadt Bruchsal bei den vielfältigen Problemen am Michaelsberg. Wir verwiesen vor allem auf die überhandnehmenden Mountainbike-Fahrer, die sich auch durch Absperrungen kaum vom illegalen Befahren der Flächen abhalten lassen. Die OB berichtete auch, dass die Mahd der Wegböschungen entlang von Straßen und Wegen künftig neu organisiert und viel stärker an ökologischen Grundsätzen orientiert werde - eine alte Forderung der AGNUS. Beim Schutz des Goldaster-Rasens am Kaiserberg, der durch das Regierungspräsidium in diesem Jahr durch falsche Pflege schwer geschädigt wurde, überlegt sich die Stadt einen Rückkauf der Flächen vom Land und dadurch bessere Kontrolle.
Abgeschlossen wurde die ganze Aktion durch ein reichhaltiges, vom Mitglied Dorothea Schürger-Trost organisiertes Vesper auf dem Aussichtspunkt sowie durch einen Kurzvortrag von Michael Hassler über die Historie und Bedeutung des Michaelsbergs für Ökologie und Kulturgeschichte.
(P. S. Liebes Regierungspräsidium, wenn Ihr diesen Beitrag lest - auf den Magerrasen der AGNUS gab es historisch noch nie die Goldaster. Daher ist eine Mahd im Oktober in Ordnung. Auf den vom RP durch falsche Pflege zerstörten Flächen am Kaiserberg war dagegen die Goldaster bis vor kurzem in großen Beständen vorhanden. Die Flächen mit Goldaster dürfen daher erst im Frühjahr gemäht werden, aber die meisten Flächen benötigen nur eine Mahd alle 10-20 Jahre, nicht jährlich, nicht im Herbst und nicht mit schweren Maschinen.)
(24.10.2021 UHa)